„Systemkritische Kunst aus der Ex-DDR“
Kunst nach Feierabend: Etliche Künstler widersetzten sich der offiziellen Kulturpolitik der DDR und arbeiteten im Verborgenen. Rund 600 Werke stellt die SPD im Willy-Brandt-Haus aus – teilweise entstanden sie unter aberwitzigen Bedingungen.
Hannoversche Allgemeine vom 28.07.2010: “ Als vor 20 Jahren die kommunistischen Regimes kollabierten, herrschte in der internationalen Kunstwelt die Erwartung, nun würde in Hinterzimmern, Dachkammern und Gartenschuppen eine ganz neue, authentische und exotische Kunst zum Vorschein kommen. Die Erwartung wurde enttäuscht. Die in der Isolation vom Westen entstandene Kunst, die offizielle wie die inoffizielle, unterschied sich auf ästhetischer Ebene nicht wesentlich von der des Westens. Wenn man die elegante Galerie des Willy-Brandt-Hauses in Berlin abschreitet, wo derzeit aus SPD-eigenen Sammlungsbeständen die überraschend facettenreiche Ausstellung „Kunst und Künstler der DDR“ präsentiert wird, sieht man Werke einstiger Bauhaus-Schüler, die auch unter sozialistischer Herrschaft beharrlich geometrisch-abstrakte Kompositionen schufen. In den fünfziger und sechziger Jahren orientierten sich, trotz parteilich verordnetem Realismus, auch in Dresden und Leipzig Künstler am modernen Malereititanen Pablo Picasso. Und in den achtziger Jahren wurde auch in der DDR wild, dreckig und punkig gemalt. Werke von im Westen weitgehend unbekannten Künstlern wie Roland Nicolaus, Willy Wolff, Ralf Kerbach, Gerda Lepke oder Hans Ticha genügen hohen künstlerischen Standards. Die besonderen Bedingungen – vieles entstand erst nach Feierabend und im Verborgenen – sieht man den Malereien und Skulpturen nicht an. Künstler, die sich der offiziellen Kulturpolitik widersetzten, die nicht in den omnipotenten Verband Bildender Künstler aufgenommen oder auf einen Hochschulposten berufen wurden, verdienten in der DDR ihren Unterhalt als Betonbauer, Möbelentwerfer oder Fahrstuhlführer.“ weiterlesen